Der neue RZG: Die ganze Kuh im Blick - über Generationen

06
Apr
2021

Der neue RZG: Die ganze Kuh im Blick - über Generationen

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Der neue RZG: Die ganze Kuh im Blick - über Generationen

In Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum vit, den deutschen Zuchtverbänden und Züchtern wurde in den letzten Jahren sehr erfolgreich an der Weiterentwicklung der Holstein Zuchtwertschätzung gearbeitet. Durch die Zusammenarbeit dieser verschiedenen Instanzen sind die angewandten Schätzverfahren nah an der Praxis orientiert und liefern eine sichere und verlässliche Datengrundlage.

 

Mit dem Fokus auf gesunde und langlebige Tiere wurden über die Jahrzehnte nicht nur die Schätzverfahren optimiert, sondern auch um Merkmale im Bereich der Gesundheit komplettiert. Nach der letzten Anpassung des Gesamtzuchtwertes RZG im April 2008, steht ab April 2021 ein neuer angepasster RZG zur Verfügung, der alle Erfordernisse der modernen Milchviehzucht in sich vereint.

 

Was ist neu im RZG

Mit der aktuellen Neugewichtung des Gesamtindexes finden die Gesundheitszuchtwerte RZGesund und RZKälberfit jetzt Berücksichtigung im RZG. Mit der zunehmenden Gewichtung der Gesundheitsmerkmale verliert zwar die Milchleistung an Gewicht, aber entsprechend der großen ökonomischen Bedeutung hat der RZM als Milchleistungsindex mit 36 % jedoch weiterhin den größten Anteil im RZG.

Der RZGesund geht aufgrund seiner gestiegenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung mit einem Gewicht von 18 % in den neuen RZG ein. Der RZS diente in der Vergangenheit als Hilfsmerkmal zur Verbesserung der Eutergesundheit. Der neue RZEuterfit, ein Teilzuchtwert des RZGesund, ist jedoch ein zielgenauerer Parameter, weshalb der RZS in dem neuen RZG nicht mehr berücksichtigt wird. Ein Zuchtfortschritt in der Zellzahl wird aber trotzdem über die positive Korrelation mit dem RZEuterfit erreicht.
Der RZN und der RZR werden ebenfalls indirekt über den RZGesund positiv beeinflusst. Aufgrund dessen verlieren auch diese Merkmale etwas an Gewicht und gehen mit RZN 18 % und RZR 7 % in den neuen RZG ein. Ebenfalls neu aufgenommen in den RZG wurde der Zuchtwert für die Aufzuchtverluste bei den Kälbern. Der RZKälberfit macht 3 % im neuen RZG aus. Des Weiteren gehen die Kalbemerkmale mit 3 % (1,5 % RZKd und 1,5 % RZKm) in den neuen RZG ein.

Aufgrund ihrer großen Bedeutung und der engen Beziehung zur Nutzungsdauer, wurden bisher nur Fundament und Euter im RZG berücksichtigt. Im Bereich Exterieur wird in Zukunft neben Fundament und Euter der Merkmalskomplex „Körper“ mit in den RZG aufgenommen. Damit rücken Beckenlage, Beckenbreite und Stärke als wichtige Körpermerkmale weiter in den Fokus. Die Exterieurmerkmale gehen mit 15 %, im Verhältnis 45 % Euter, 35 % Fundament, 20 % Körper, in den RZG ein. Das Exterieur direkt hat zwar nur eine geringe ökonomische Bedeutung, indirekt ergeben sich aber durchaus positive Effekte durch die bessere Funktionalität bei Berücksichtigung von guten Exterieur-Zuchtwerten.

Der neue RZG wird mit der Zuchtwertschätzung im April 2021 eingeführt und steht dann für alle Bullen sowie alle typisierten weiblichen Tiere zur Verfügung. Ein Gesamtzuchtwert, der den Anforderungen und dem Zuchtziel der deutschen Holsteins absolut gerecht wird

Weitere Informationen finden Sie auf: www.richtig-zuechten.de

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Entwicklung des RZG

In der Zucht gibt es eine stetige Entwicklung. Zum einen entwickelt sich die Technik der Zuchtwert-schätzung immer weiter und zum anderen steigen auch die Anforderungen von Landwirten und Gesellschaft. Daher liegt der Fokus auf einer balancierten Zucht, d.h. neben den Leistungsmerkmalen spielen Gesundheit und Robustheit eine immer größere Rolle. Während bis Mitte der 90er Jahre ausschließlich die Milchleistung züchterisch bearbeitet werden konnte, standen nach und nach immer neue funktionale Merkmale zur Verfügung, sodass heute Fitness, Robustheit und Gesundheit der Tiere im Vordergrund stehen. Dabei hat die Milchleistung mit jeder Anpassung des RZG weiter an Gewicht verloren. Heute hat der RZM zwar nur noch einen Anteil von 36 % in der züchterischen Berücksichtigung des RZG, garantiert den landwirtschaftlichen Betrieben damit dennoch eine wirtschaftliche Grundlage.

Die Umgestaltung des RZG ist somit eine notwendige aber dennoch behutsame Weiterentwicklung eines bereits guten Gesamtzuchtwertes, ohne ihn gänzlich umzustellen.

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